Der Abend ist ja noch jung. Also, nicht hier, aber irgendwo im Atlantic ist er definitiv noch jung. Letztes Mal redete es wieder aus mir heraus über Beziehungen.
Für diejenigen, die mir nicht seit Ewigkeiten folgen, und die ein scharfes Rezept oder ein cooles Vorher-Nachher-Foto erwarten:
Hallo allerseits, ich bin Claire und ich glaube, dass wir blöde Entscheidungen für unsere Gesundheit treffen, wenn uns in bestimmten Lebensbereichen die Leichtigkeit und die Süße des Lebens fehlen.
Partnerschaften sollten idealerweise beides bieten. Achtung: eine leichte, süße Partnerschaft bedeutet nicht, dass wir keine Krisen haben. Es bedeutet nur, dass wir uns die Mühe machen, diese Krisen miteinander konstruktiv anzugehen. Dass wir genügend Geduld und Humor für den anderen haben.
Klingt klasse, oder? Hach, wenn man nur… wie sag ich’s? Kennt Ihr diese Suche nach dem Mr Right? Der Traum-Typ, der eine ganze Liste von Qualitäten erfüllt? Angefangen mit Schönheit, Ahnung von Fußball, Charme eines magischen Unterwasserfrosches, die Fähigkeit in Jeansjacken gut auszusehen und die richtige Menge Milchschaum auf dem Kaffee zu dosieren, den er Dir morgens früh, nur bekleidet mit einem Tom-Selek-Magnum-Schürzchen ans Bett bringt. Oder so ähnlich.
Diese Suche nach dem einen Menschen, neben den wir die Liste mit unseren Kriterien legen können und einfach eins nach dem anderen abhaken. Hach ja… Ähm. Nein. Stop. Sorry, wenn ich da mal dazwischen hauen muss. Es geht nicht darum, Mr Right zu finden. Es geht darum, Mrs Right zu werden. Mrs Right zu sein bedeutet nicht, eine idiotische Liste mit noch identischeren Kriterien zu erfüllen: Schlank, hübsch, langohrig, goldzähnig… darum geht es nicht.
Leute, wir sind doch nicht auf dem Viehmarkt: Tausche Schönheit und Jugend gegen alten Sack mit Porsche! Wollten wir nicht Liebe und Leichtigkeit? Wollten wir nicht Vertrauen und Gemeinschaft? Zugehörigkeit und Wohlfühlen?
All das hat nichts mit den Kriterien zu tun, die üblicherweise als Marktwert bezeichnet werden. Nichts. Es hat etwas damit zu tun, dass wir Verantwortung übernehmen für unsere eigene Bedürftigkeit und gucken, wie wir unsere Wünsche selbst erfüllen können. Wünsche nach Anerkennung, Aufregung, Abenteuer, Geborgenheit – oder was immer auch das Loch in unserer Seele ausmacht.
Ja, Mädels, erstmal müssen wir unser eigener Prinz sein und uns selbst retten. Auf jemanden zu warten, der uns endlich das Gefühl gibt, wertvoll, etwas Besonderes zu sein oder was auch immer unsere Thema ist: da kannste schon mal sehr lange warten.
Es gibt einen feinen, brutalen Unterschied zwischen lieben und brauchen. Brauche ich den anderen, damit er mir endlich das Gefühl gibt, nicht mehr einsam zu sein? Es geschafft zu haben? Damit wir den anderen zeigen können: So, sehr Ihr: Ich bin gar nicht mehr Single!
Dann sind wir nicht Mrs Right – und Mr Right kann uns nicht finden. Wen wir finden, ist jemand, der entweder unsere Minderwertigkeiten ausnutzt, um sich selbst besser zu fühlen oder jemanden, der heillos überfordert ist und sich schlußendlich immer mehr von uns zurückziehen wird, selbst, wenn wir offiziell zusammenbleiben.
Das führt meist zum nörgelnden Einfordern von mehr Gemeinsamkeiten und Rücksicht, worauf Mr Machdochwasdewillz seine passiv-aggressive Seite auslöst: mit Kumpels absondern, schweigen, mehr schweigen, fernsehen, saufen. Mr Machdochwasdewillz hat nämlich meist auch nicht gelernt, seine Gefühle zu formulieren, sondern möglicherweise auch versucht, sein Loch in der Seele über die Partnerschaft mit uns zu stopfen.
Allein das zu schreiben, tut schon in der Seele weh.
Bald mehr von Claire