Strandkörbe, Surfbretter und Kirschtörtchen

…wo war ich gerade stehengeblieben? Ach ja. Sonntagmorgen.

Einer dieser Sonntage, an denen der Himmel wilde Wolkenspielchen macht und ein sehr hartnäckiger Vogel in dem Baum vor meinem Haus lauthals seine Meinung zum Frühling kundtut.

An solchen Tagen bin ich geneigt, die Kinder in Laura Ashlay-Kleidchen zu stecken und mit ihnen über eine Frühlingswiese zu hüpfen. Nur, dass die Kinder längst zu alt sind, um sich vor mir ihren Bekleidungsstil vorgeben zu lassen. Und dass Menschen mit meiner Genetik nach maximal 15 Minuten der magischen Anziehung eines behüpfbaren Schlammgrabens erliegen.

Gestern war’s da hatte ich einen Plausch mit einer unglaublich talentierten Person, die in ihrem Feld gerade nach und nach die Erfolgsleiter hoch hüpft. Nachdem sie wieder eine dieser Stufe mit Bravour genommen hatte, schrieb sie: Ich warte noch auf den Haken. Irgendwann muss ein Haken kommen.

Es ist schon ein bisschen sonderbar, dass viele Menschen in den schwarzen Phasen ihres Lebens geneigt sind, zu akzeptieren, dass es jetzt so bleibt und nicht die plötzlich wundersame Kehrtwende zum Positiven erwarten. Wer viele Jahre hindurch schmerzliche Erfahrungen gemacht hat, wird lange auf der Lauer liegen, wenn das Leben plötzlich zu einer sonnigen Frühlingswiese wird.

Irgendwann glaubt man, die schmerzlichen Erfahrungen sind die Normalität. Drama, Chaos, Krankheit, Verlust, das ist die Normalität. Verlassen Werden ist die Normalität. Da kommt kein Prinz mehr auf einem Schimmel. Da kommt das Finanzamt mit einer Zahlungsaufforderung.

Gerade diejenigen von uns, die ihre ersten schlechten Erfahrungen in einem sehr jungen Alter gemacht haben, rechnen kaum noch mit Änderung.

Wenn du ein Baby allein bei Windstille auf ein Surfbrett setzt, ist es komplett überfordert; kommt dann noch eine Welle, bricht Panik aus. Immer wenn danach was aussieht wie Wasser oder ein Brett, geht die Panik los: Ich werde das nicht schaffen. Dieses Mal gehe ich unter.

Dabei vergessen wir oft, dass wir in der Zwischenzeit irgendwie gelernt haben über Wasser zu bleiben. Dass wir sogar mit einem halben, kaputten Surfbrett eine Sturmflut bewältigt haben, vor allem deswegen, weil wir kein Baby mehr sind, sondern erwachsen. Weil wir unterwegs 34 Kompetenzen ausgebildet haben. Ok, sagen wir, wie es tatsächlich ist: mit der Zeit haben wir unterwegs Schwimmflügelchen gefunden und gelernt, die Wolken zu beobachten, um zu wissen, wie der Wind steht. Und das macht alles anders.

Wir können vielleicht nicht um Hilfe bitten, wenn wir sie am Nötigsten brauchen, aber wir können surfen. Nicht elegant. Nicht gut.

Das wirklich Faszinierende daran ist: Wenn wir unterwegs anfangen und uns trauen mehr zu tun als einfach nur zu überleben, dann kommen uns bestimmte Herausforderungen vor wie z.B. den Strandkorb in Richtung Sonne zu schieben absolut albern vor.. Anstrengend, ok, aber definitiv machbar.

Was bleibt, ist eine irrationale Angst: Was, wenn unter dem Strandkorb ein Hai wohnt? Was, wenn der Strandkorb unter mir zusammenbricht?

Es braucht Zeit, um zu begreifen, dass wir selbst in so einem Fall mit der Situation klarkommen würden.

Oder es braucht jemanden, der dich daran erinnert, was du alles schaffen kannst. Deswegen: Wenn das Dein Thema ist, lass Dir von mir gesagt sein: Selbst, wenn da ein Häkchen kommt, wirst Du wissen, was zu tun ist – und dann einfach weitermachen bis wieder ein Blaubeertörtchen kommt. Und das meiste, das aussieht wie ein Hai, ist bei näherem Betrachten ein simples Fischstäbchen.

Oder wie Dori dereinst sagte: Just keep swimming.

1 Kommentare EinStrandkörbe, Surfbretter und Kirschtörtchen

  • Immer passend, zumindest bei mir.
    Manchmal hab ich den Wunsch, vor dir mein Leben auszubreiten liebe Claire.
    Wir lesen uns in der Com
    Liebe Grüße

Kommentare sind geschlossen.

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