Also… wo war ich stehen geblieben? Ach, ja: die Sache mit der Liebe.
Wieso hier? Wieso jetzt? Wenn wir uns dem verschließen, worüber ich mich gleich gefährlich ausführlich auslasse, dann werden wir unter Umständen wahrscheinlich vermutlich ein Betäuberchen brauchen. 4.000-unnötige-Kalorien-am-Tag-Betäuberchen, was uns angeht. Drei Ibus, zwei Paar Schuhe oder eine Flasche Prosecco… was auch immer Euch „erheitert“.
Ich sprach über die Sache mit der Liebe, den leeren Versprechungen und darüber, Menschen an ihrem Handeln zu messen und nicht an ihren Worten.
Für, die, die keine Zeit zum Lesen haben, sollte der alte Spruch des amerikanischen Psychologen Chuck Spezzano reichen: „Wenn es weh tut, ist es keine Liebe!“ Bungt.
Für alle anderen, denen gerade langweilig ist, hole ich mal wieder ein bisschen weiter aus. Weil, äh, weil, ja, weil mir danach ist. Wenn es nach mir ginge, dann würde jeder Jugendliche in der Mittelstufe Ken Page (noch so’n Psychologe) lernen müssen.
Hallo? Der Typ heißt schon wie Barbie’s Boyfriend, dann muss er sich ja mit Liebe wohl bestens auskennen, oder? Eben! Kennie jedenfalls unterscheidet fein säuberlich zwischen „attractions of deprivation“ und „attractions of inspiration“ – Hach, am liebsten würde ich hopsen, weil ich mich so sehr freue, was ich jetzt erzählen werde.
*hops* Ok, ich hör auf.
Gruppe eins beschreibt Beziehungen zu Menschen, zu denen wir uns aus Bedürftigkeit hingezogen fühlen. Dieses verzweifelte Bedürfnis, es möge doch endlich jemanden geben, der uns liebt. Der für uns sorgt. Der uns beschützt. Der zu uns gehört und zu dem wir gehören.
Unsere Verlustängste und unsere Minderwertigkeitsgefühle schweißen uns dann gern an einen Partner, von dem wir uns verzweifelt erhoffen, er/sie möge uns irgendwann lieben und gut zu uns sein. Und es sind genau diese Ängste und Minderwertigkeiten, die uns glauben lassen: wir verdienen keine Liebe. Wir sind vermutlich nicht liebenswert.
Zu häßlich, zu fett, zu alt, zu arm, zu irgendwas. Kein Wunder, dass wir uns anstrengen, um diese Mängel auszugleichen, damit er/sie uns vielleicht ja doch irgendwann liebt: wenn wir denn endlich abgenommen haben, uns windschnittige Knie operieren lassen, ein Diplom in Astrophysik machen, drei Gourmet-Mahlzeiten am Tag zaubern … so Dinge, die wir glauben leisten zu müssen, damit jemand sich herablässt, uns zu lieben.
Blöd nur, dass Liebe nichts ist, was wir uns erarbeiten können wie ein Fleißkärtchen. Liebe wird geschenkt. Dieser Partner, den wir uns aus Bedürftigkeit gesucht haben, ist in der Regel nicht in der Lage wirklich zu lieben, und uns schon mal gar nicht.
Was schön beobachtet werden kann: je mehr Beine wir uns ausreißen und alles für den anderen an Dienstleistungen erbringen, was uns nur einfällt, desto mehr verliert er/sie den Respekt vor uns und desto schlechter behandelt er/sie uns. Worauf wir uns noch mehr im Staub wälzen.
Beziehungen, die uns inspirieren… wie soll ich sagen? Welten! Die größte Herausforderung, die diese Beziehungen darstellen, ist: aushalten, dass der/die andere uns liebt. Aushalten, dass er/sie sich um uns kümmert und fürsorglich ist, ohne dass wir etwas dafür leisten müssen.
Diese Beziehungen haben eine gewisse Leichtigkeit und große Warmherzigkeit, tiefes Mitgefühl und eine große Innigkeit. Das Gefühl von Geborgenheit, dass wir uns nicht verdienen müssen, sondern das einfach da ist. Und zwar nicht nur an Tagen mit D (und nur den den Monaten, in denen man frische Muscheln essen darf), sondern durchgängig. Beständig. Unaufgeregt. Verlässlich.
Das bedeutet nicht, dass wir nicht Dinge aneinander kritisieren oder Konflikte haben. Es ist jedoch etwas völlig anderes, ok uns jemand kritisiert, um sich dadurch selbst aufzuwerten oder um seine schlechte Laune an uns auszulassen – oder weil es wirklich eine Chance für persönliches Wachstum gibt.
„Boh, Du bist so fett und eklig! Mit Dir gehe ich nicht zur Firmenweihnachtsfeier!“
ist was anderes als:
„Du Schatzi, ich mach mir ein bisschen Sorgen um Deine Gesundheit.“
Diese bedürftige Sehnsucht, die wir einem Menschen entgegen bringen… das mögen große Gefühle sein. Mit Liebe hat es wenig zu tun. Wir bleiben ewig ausgehungert zurück. Und manch eine von uns… kompensiert das mit – na? Na? Wer weiß es? Du, dahinten? Richtig: Essen! Alkohol! Schmerzmitteln!
Ich wende mich jetzt der Nachtruhe zu. Und wünsche Euch allen süße Träume.
Macht’s Euch fein.