Na, Ihr Besten aller Liebsten?
Neben all den unbedingt erforderlichen Weihnachtswünschen müssen wir dringend unsere Aufmerksamkeit auf die wirklich richtigen Aspekte des Jahres lenken: die Werbebranche möchte unseren Fokus derzeit auf personifiziertes Gemüse richten. Heute nachmittag fallen mir nur zwei Gemüse ein, ich befürchte aber, dass demnächst mehr sprechendes Grünzeug um die Ecke kommen wird :
Ein großer Discounter möchte uns glauben lassen, dass eine Karotte unser neuer bester Freund ist, eine Fastfoodkette möchte ihre Beliebtheit mit einer eingelegten Gurke steigern.
Woher die Tante Claire das weiß? Weil sie auf Spotify die Werbung dafür sieht, wenn sie die beliebtesten Weihnachtshits aller Zeiten feliz navidaden möchte. Die Karotte hat einen „witzigen“ Vornamen mit Alliterationscharakter, und die Gurke hat sogar eine komplette Hintergrundgeschichte.
Im Spot guckt das Gemüse aus dem Spreewald allerdings plötzlich zwischen den Zweigen eines Christbaumes empor. Es mag der Feiertagssekt sein, den ich gestern Abend hatte oder das homöopathische Spray auf Alkoholbasis, aber die Gurke sah aus wie ein männliches Geschlechtsteil in grün mit Augen, das plötzlich hochmotiviert durch die Zweige raschelte. Weihnachtlich geht irgendwie anders.
Irgendwer muss bei diesen Werbefirmen entweder überhaupt nicht mitdenken oder sich nicht trauen, seine Vorgesetzten für seine bekochten Ideen zu kritisieren.
Was noch? Nach der Bescherung und dem köstlichen Essen hatte ich extra für Heiligabend einen Film gekauft und heruntergeladen, der zum Feiertagsthema passt und mit dem ich das Kind überraschen wollte.
Noch eine Netflix-Weihnachts-Romanze hätte ich nicht ertragen. Ihr wisst schon: diese Romanzen, bei denen es eine junge, attraktive Akademikerin aufs schneebedeckte Land verschlägt, wo sie von einem kernigen Flanellhemd-Typen lernt, dass frau im Winter die Jacke zumachen, einen Schal tragen und die Pumps gegen Stiefel austauschen muss. Was auch immer sie studiert hat: Sie hat keine Ahnung davon, wie man die Wetter-App am Handy nutzt und welche Kleidung zu welchem Wetter passt.
Daher dachte ich ein Film mit Musik, mit ernstzunehmenden Schauspielern, der im winterlichen London spielt und als romantische Komödie deklariert wird, das ist doch perfekt für Mutter und Kind. Und tatsächlich: die Hauptfigur, eine junge charmante Frau weiß sich angemessen zur Jahreszeit zu kleiden, was uns enorm gefreut hat.
Little did I know, dass wir uns zwei Stunden später die Augen ausweinen würden. Meine Herrschaften, ich werde nicht spoilern, aber lest um Himmels Willen das Kleingedruckte, ehe Ihr Filme guckt, die nicht komplett hirnlos sind. Im Entsetzen über die wirklich unerwartete Wendung der Handlung habe ich sogar vergessen, meiner Dessert-Orange einen Vornamen zu geben.
Morgen Abend gibt’s Traumschiff. Drückt mir die Daumen, dass dieses Mal einfach wieder vorhersehbare Handlungen und schöne Strände zu sehen sind. Und dass Florian Silbereisen als neuer Kapitän nicht plötzlich – aber ok, ich hatte ja versprochen nicht zu spoilern.
Macht’s Euch fein.