Na, Ihr Besten?!
Im Hintergrund klimpert geschmackvolle 80er Musik in dem gemütlichen Café, wo ich gerade auf meinen Tee warte.
Beim letzten Mal war der Tee hier sehr anständig. Ich hoffe das war keine Ausnahme. Die BeeGees meinen jedenfalls, dass ich wieder gewinnen werde. Sehr freundlich.
Aktuell bin ich ja dabei meine Coping-Strategien zu erweitern, weswegen ich mir vorhin hier um die Ecke eine Massage gebucht habe. Meine Lieblingsbewältigungsstrategie ist ja bekanntermaßen in drei Worten zusammengefasst „wir überbacken das!“ – allerdings hat sich diese Strategie in der Vergangenheit nicht immer als erfolgreich bewiesen.
Meine akute Erholungsbedürftigkeit habe ich vor einer halben Stunde gemerkt, als ich an einem Plakat vorbeiging, auf dem ich „Beleidigte Dolmetscher“ las, und ich mich fragte, ob das der Titel eines Theaterstücks sein könnte. Annette Humpe meint dazu, ich möge nach Hawaii fliegen oder nach Tel Aviv. Vermutlich schön da um diese Jahreszeit.
Gestern Abend im Drogeriemarkt habe ich für ein Golden Milk-Pulver Hafermilch gekauft und war an der Kasse geneigt, mir meine Mandel-Hafermilch als Geschenk einzupacken, weil ich den interessanteren Verführungen des Ladens widerstanden hatte. Als ob das meine größte Leistung des Tages war. Und als ob ich mir was aus dem Zeug mache. Im Grund weiß ich jetzt schon, dass ich beides in der Kombination nicht zu mir nehmen werde. Golden Milch ist ein Getränk, das ich mögen möchte, das aber den Weg zu meinem Herzen nicht so einfach findet wie Kakao oder Kaffee.
Hafermilch finde ich nur im Haferbrei erträglich. Sonst krieg ich das Zeug nicht runter. In dieser Phase ist jeder Tag gesunde Ernährung ein Kampf, den ich nur bis 18:00 gewinne.
In dieser Phase ist nichts leicht oder lecker oder Lasagnesuppe.
In dieser Phase hängen mir die gesunden Entscheidungen zum Hals raus. Vermutlich, weil ich schon in so vielen Lebensbereichen vernünftig bin und erwachsen sein muss.
Während Pat Dingens mich freundlicherweise darüber informiert, dass die Liebe ein Schlachtfeld ist, frage ich mich gerade, wann ich derzeit irgendwo unvernünftig bin?
Nope. Nix. Der Blödsinn ist aus meinem Leben verschwunden. Leider hat er keine Nachsende-Adresse hinterlassen, so dass er auch nicht leicht wiederzufinden ist. Irgendwo zwischen Pandemie, Politik und Pörsen-Kurs-Absturz sind mir die Leichtigkeit und der Blödsinn verloren gegangen.
Yazoo lässt mich gerade wissen, dass sie nicht nur eine Seite in meinem Tagebuch sein möchte. Und ich frage mich, wann wir zuhause das letzte Mal spontan in der Küche getanzt haben, weil wir einfach überschwänglich gut gelaunt waren. Es wird Zeit, diese Bewältigungsstrategien systematischer und ernsthafter anzugehen – so ernsthaft, als ob ich mich beruflich damit befassen würde.
Mit einer Sache hat ABC jedenfalls Recht:
When your world is full of strange arrangements
And gravity won’t pull you through.
You know you’re missing out on something
Well, that something depends on you.
Boh, wie ich es hasse, wenn 80er Jahre Hits philosophische Weisheiten verbreiten, die auch noch stimmen! Vermutlich war „Strange Arrangements“ der Arbeitstitel des Songs – bis der Producer vermutlich entschieden hat, dass „the Look of Love“ ein fetzigerer Titel ist.
Schade eigentlich.
Macht’s Euch fein!