Na, Ihr Besten?!
Gerade sitze ich tatsächlich das erste Mal in diesem Jahr auf meinem Balkon und bin gespannt, ob gleich mein Sonnenschirm den ersten Abflug des Jahres macht. Noch ist hier wenig begrünt; einige meiner Pflanzen sich haben durch den Frost im Februar schon mal ins Nirvana verabschiedet.
Ein Text aus meiner Online-Community hat mich neulich beschäftigt. Die Autorin stellte die Frage, ob das, was ihr Freude macht, ob das, was sie glücklich macht „gesellschaftrelevant“ sei.
Ach, Mensch!, hätte ich gern gerufen: das Glücklich-Sein per se IST gesellschaftsrelevant. Stell Dir mal vor, all die Miesepeter und Rummoserer, all die Trolle und Seelenheil-Piraten, die da draußen herumhumpeln, wären plötzlich glücklich, weil sie jetzt töpfern oder im Chor singen oder Porzellan-Schweinchen sammeln?
Stell Dir vor, sie würden sich geliebt, geborgen und genährt fühlen. Stell Dir vor, sie würden zufrieden und erfüllt den Tag angehen. Wie anders wäre der Alltag?
Stell Dir vor, sie würden durch die Gegend springen in dem Gefühl, dass für sie und alle anderen genügend von allem da ist, das gut für sie gesorgt ist und dass sie keine Angst mehr haben müssen.
Stell Dir vor, Du hättest ein rundum sorgloses Bewusstsein für Dein Selbst, Du würdest Dich bedingungslos geliebt und angenommen fühlen. Du wüsstest, dass Du ein unverzichtbarer Teil eines großen, bunten Ganzen bist. Du müsstest nicht über irgendwelche Hindernisse springen oder erst irgendwelche großen Ziele erreichen, um endlich das Gefühl haben, angekommen zu sein. Du müsstest nicht erst das dicke Auto fahren, um gesehen zu werden. Du müsstest nicht erst die Taschen voller Geld haben, bevor du das Gefühl hast, etwas erreicht zu haben. Du müsstest nicht erst zwanzig Kilo abnehmen, bevor Du liebenswert bist.
Hat Charme, oder?
Es gibt dieses hübsche Kinderbuch mit dem kleinen Drachen, der einen Sprachfehler hat und immer fragt, ob er „nützlis“ sei. Meine heiß geliebte Hausärztin (die gerade fröhlich von einer rosaroten hawaiianischen Wolke winkt) hat immer gesagt: „Mach Dir klar, selbst, wenn Du nichts kannst, Du atmest und beim Ausatmen entsteht Kohlenstoffdioxid, den Bäume zum wachsen brauchen. Also auch, wenn Du nichts leistest: Der Baum freut sich, dass Du Deinen Job machst.“
Es gibt da noch etwas, was ich gern in Erinnerung bringen möchte: Es gab eine Zeit in unserem Land, da wurden angeblich wertlose Menschen einfach entsorgt. Beruflich bin ich öfter in Einrichtungen, die mit diesen Menschen arbeiten und leben. Menschen, die angeblich „nichts leisten“ können, die als wertlos betrachtet werden und deren Adjektiv in unserem Sprachschatz immer noch als Beleidigung benutzt wird.
Jedesmal, wenn wir diese Frage stellen, ob das, was jemand „leistet“, ob das, was jemand ist, gesellschaftlich relevant sei, stellen wir die falsche Frage, weil wir versuchen, uns über einen Begriff zu definieren, der absolut ungeeignet ist.
Vielleicht bist Du gerade an einem Punkt in Deinem Leben, an dem Du die Sinnhaftigkeit Deiner Existenz anzweifelst. Vielleicht ist dies gerade ein Tiefpunkt für Dich, an dem Du Dich wertlos und einsam fühlst. In dem das „nicht gut genug“ ein ständiges Mantra ist.
Eine Kollegin aus meiner Ausbildungsgruppe hat immer fröhlich gesagt: „Alles, was ich wissen muss, damit ich mich wertvoll fühle, ist: Ich bin ein Wunschkind des Universums! Genau so wie ich bin. Genau zu diesem Zeitpunkt.“
Vielleicht wäre es mal den Versuch wert, sich so einen Satz aufzuschreiben und an den Spiegel zu pappen.
Nur mal so eine Idee.
Gerade und besonders, wenn Ihr im wirklichen Leben oder in Eurer Familie nicht das Gefühl hattet, ein Wunschkind zu sein, ist es wichtig, sich diesen „Sense of Entitlement“ zurückzuholen. Wir brauchen die Anspruchshaltung:
Ich bin hier willkommen.
Ich bin in diesem Leben willkommen.
Ich bin auf diesem Planeten willkommen.
Achtung: das bedeutet nicht: „Ich bin besser als andere“ oder „Alle anderen sind Volldeppen!“ Es bedeutet lediglich: Es ist gut, dass ich da bin. Es ist gut, dass es mich gibt.
Und dann gucken wir mal weiter.
Macht’s Euch fein.