Meine Liebe, dieser Text ist für Dich. Heute früh hast Du Dich vielleicht ein wenig gegrämt ins Internet zu gucken, weil es voll sein wird mit Herzchen und Blumen und Pralinen und #couplegoals und Posts wie „Mein Mann ist der allerbeste! Er hat mir aus kleinen Diamanten ein Hütchen gestrickt und einen dreistöckigen Kuchen gebacken. Jetzt stoßen wir mit Champagner an und genießen von unserem schwedischen Whirlpool, den er selbst aus Holz gebaut hat, den Blick aufs Matterhorn!“

Du sitzt vielleicht an diesem Sonntag mit Deinem Kaffee, den Du für Dich allein gemacht hast, im Bett, und blickst auf die leere Seite neben Dir. Wird da nochmal jemand neben Dir aufwachen, dessen Anwesenheit dich nicht grämt? Wird irgendwann nochmal jemand mit Dir am Frühstückstisch sitzen, der versteht, wie Du Deinen Honig aufs Brötchen geschmiert haben möchtest?

Und wieso muss dieser Floristen-Feiertag überall so dermaßen gehyped werden und Dich daran erinnern, dass niemand Dir Gedichte schreibt oder dich im Whirlpool mit Honig einpinselt? 

Sagt das am Ende vielleicht doch etwas über Dich und Deine Attraktivität aus? Ist die Tatsache, dass da heute niemand ist, der Beweis, dass mit Dir irgendwas nicht stimmt? Bist Du vielleicht doch zu alt oder zu dick oder – zu anders?

Nein, meine Liebe. Einen Partner oder eine Partnerin zu haben, ist keine Aufgabe, die auf einer Checkliste abgehakt werden muss. Es ist auch kein Gütesiegel für Deine Weiblichkeit und Attraktivität.

Wahre Liebe zu finden und einen Partner oder eine Partnerin zu haben, muss übrigens nicht unbedingt dasselbe sein. Denken wir nur an all die Partnerschaften, die absolut liebesfrei sind. Jemandem zu begegnen, den wir lieben und der/die uns liebt, hängt von so vielen Faktoren ab, von denen wir die meisten nicht beeinflussen können.

Vielleicht bist Du in der Tiefe Deiner Seele nicht mal sicher, ob Du jemanden genau da nämlich – in der Tiefe Deiner Seele – zu Gast haben möchtest. Jemand, der Dir ins Herz gucken kann und der/die dich tatsächlich versteht. Jemand, der/die mit einem Mal mehr Bedeutung in Deinem Leben hat als Deine Lieblingsserie und Dein Lieblingssnack.

So ein bisschen Distanz, so ein bisschen Abstand, so ein bisschen Unberührbarkeit kann schließlich ein ausgezeichneter Schutz davor sein, verletzt oder verlassen zu werden. 

Wer nichts und niemanden zu verlieren hat, genießt auch eine besondere Art von Freiheit und fühlt sich sonderbar behütet. Vielleicht ist es diese Art von Behütet sein, die Du im Moment mehr brauchst, als jemand, der Dir Honig in den Kaffee träufelt.

Wovon ich an diesem rosaroten Herzchentag abraten möchte, ist: die Unberührbarkeit in einer Pseudobeziehung zu suchen. Das sind in der Regel die Beziehungen, die vielleicht noch etwas verzweifelte Leidenschaft, aber keine Romantik mitbringen. In denen wir uns gegenseitig kränken, wir uns aber nicht wirklich wehtun können. In denen wir schmerzhaftes Drama inszenieren, um keine wirkliche Nähe aushalten zu müssen. 

Allein mit einer Kaffeetasse im Bett ist allemal mutiger als das hartnäckige Festhalten an der geteilten Einsamkeit. 

Wenn es heute niemand anders tut, dann lass mich Dir sagen: 

Du bist etwas Besonderes und Einzigartiges! 

Du bist wertvoll und wichtig!

Du wärst schmerzlich vermisst, wenn es Dich nicht gäbe. 

Du bist liebenswert!

Mach’s Dir fein.

Kategorisiert als:

Liebe, Momente des Alltags, Selbstfürsorge,

Letzte Änderung: 14. Februar 2021