Na, Ihr so? Alle?

Sollte ich heute am #Coronalender Tag 48 gleich damit anfangen mich zu outen, dass ich wieder gebacken habe? Unter dem Motto: Ich habe Mehl, Quark und Hefe, und ich bin bereit, sie zu benutzen!
Meine Laune verändert sich in Wellen; phasenweise kann ich mich ganz gut auf das Hier und Jetzt einstellen und das Beste draus machen. Nicht unbedingt das Beste aus Hefe und Mehl, aber einen akzeptablen Brotersatz. So akzeptabel, dass ich überlegt habe, wieder mit Oskar-Zeichnungen im Kalender anzufangen. Ihr erinnert Euch: die Phase, als ich mir für alle gesunden kulinarischen Entscheidungen einen Oskar in den Kalender gemalt habe? Das waren noch Zeiten.
Phasenweise allerdings kriege ich so Wünsche wie: 
Jetzt hätte ich doch endlich Zeit, mal rauszufahren und D. in ihrem neuen Haus zu besuchen.
Ah, nee.
Ach, heute würde ich gern zum Winterfeldplatz fahren und bei dem neuen italienischen Bäcker frühstücken, ich könnte mein Notebook mitnehmen und…
Ah. Auch nicht.
Ich könnte mal gucken, was Flüge in mein nächsten Urlaubsziel kosten
Autsch. Da war ja was.
Ich hätte jetzt endlich Zeit, zum Optiker zu gehen und eine Computerbrille zu bestellen.
Äh…
Gestern hatte ich dann so einen verirrten Shopping Moment, in dem ich überlegte, mir Masken mit Fotodruck zu kaufen. Für eine halbe Stunde habe ich Fotos auf das Portal geladen und mir Mockups von Masken zusammengestellt. Als meine Bestellsumme bei 270€ ankam, fragte ich mich: Was machst Du hier eigentlich?
Am Wochenende habe ich angefangen, Reality Shows auf Netflix zu gucken. Vor allem solche, in denen Menschen in faszinierend dysfunktionalen Partnerschaften medial zur Schau stellen. Nach der dritten Folge habe ich mich dabei beobachtet, dass ich in meinem Kopf Beratungsgespräche mit den Pärchen geführt habe. Und wie ich die Folgen immer wieder pausiert habe, um dem armen Kind zu erklären, was da auf einer Meta-Ebene läuft:
Siehst Du, jetzt sind sie voneinander enttäuscht, weil sie ihre Bedürfnisse nicht klar formuliert haben und hoffen, dass der andere riecht, was sie brauchen…
Worauf das Kind jedes Mal antwortete: Das seh ich doch selber. Das sieht jeder, Mama. Können wir jetzt weiter gucken?
Beim Autofahren neige ich leider dazu, mit dem Navi zu schimpfen: Wo soll ich hier bitte links abbiegen? Da ist keine Links! Das ist ein Umweg! Du hast ja wirklich gar keine Ahnung!
Wenn das alles noch länger so weitergeht, werde ich mit den Leuten in diesen Shows genauso sprechen: Nein, Jeremy, Ihre Freundin wird nicht akzeptieren, dass Sie eine „wilder Hengst“ sind, den man nicht „zähmen“ kann. Kimberly hat ganz klar ausgedrückt, dass sie sich eine monogame Beziehung wünscht und dass Treue ein unverzichtbarer Wert für sie ist. Die Frage ist: Ist Ihnen die Beziehung zu Kimberly so wichtig, dass sie bereit sind, sich dafür auf Monogamie einzulassen?
Ok, ich hab’s grad selbst gelesen. Das Kind wird demnächst ausziehen. Oder mich beim Fernsehen mit einer dieser Gesichtsmasken knebeln.
Macht’s Euch fein!
 

 
 

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personal growth, Selbstfürsorge,

Letzte Änderung: 30. Mai 2020