Na, Ihr Herzbarsten? Und weil’s so schön war: Noch mal von vorne. Ich weiß, ich weiß: Mir geht es ja auch oft so, dass ich einen Post nur überfliege, da drin zwei Reizworte sehe und meine, ihn kommentieren zu müssen, ohne dass ich ihn in Gänze erfasst habe.
Die arme Chinata hat vor ihrer OP mal ihre Hautfalten gepostet, die ich beim Durchscrollen für Hühnerfleisch hielt. Wollte schon schreiben: das Zeug musst Du aber noch marinieren, sonst schmeckt’s nicht, als mir auffiel, dass das ihr unmarinierter Körper ist.
Und klar, wenn etwas ironisch formuliert ist, dann muss man sich die Zeit nehmen und sich fragen: Worüber macht sie sich eigentlich genau lustig? Und warum? Niemandem, der sich durch den Text gekränkt fühlte, ist aufgefallen: Mensch, die Claire hat ja eigentlich die Empfehlungen vom Robert Koch Institut mitten im Text, für alle sichtbar. Ich vermute, es ist Euch nicht aufgefallen, weil Ihr nach den Reizworten emotional so hochgegangen seid, dass Ihr den Rest nur noch überflogen habt. Schaade.
(Prof. Dr. Lars Schaade ist übrigens Vizepräsident des Robert Koch Institut. Das ist der „Onkel“ den ich im letzten Post zitierte)
Sich über etwas lustig zu machen, ist etwas anderes als eine Sache nicht ernstzunehmen. Sonst würde in Diktaturen nicht so eine faszinierende Witzkultur entstehen. Humor ist eine Bewältigungsstrategie. Aber für all die, die ihn nicht teilen, hier noch mal das Resümee in einfachen Sätzen:
1. Informieren wir uns doch bitte über Vorsichtsmaßnahmen bei den Quellen, die wirklich Ahnung haben, was schützt: zB beim Robert Koch Institut https://www.rki.de
2. Nicht in Hysterie oder Rassismus verfallen
Gerade, wenn wir selbst gesundheitlich angeschlagen sind, gerade wenn wir für Menschen sorgen, die gesundheitlich angeschlagen sind, ist Punkt zwei mindestens so wichtig wie Punkt eins.
Ihr kennt das doch aus dem Flugzeug: Wenn es Turbulenzen gibt, schielen alle nach der Flugbegleiterin. Wenn sie ruhig bleibt, hilft uns das. Wenn sie auch panisch wird, dann bekommen wir noch mehr Angst.
Und genau so ist es, wenn wir für Kinder oder pflegebedürftige verantwortlich sind: Nüchtern bleiben, ruhig bleiben, sich informieren, die richtigen Maßnahmen treffen, sich Rat von Fachleuten holen und dann handeln. Panik und Hysterie verleiten Menschen dazu, falsche und gefährliche Entscheidungen zu treffen. Und sie verunsichern die hilfebedürftigen Menschen.
Schmerzlicherweise geht es in dieser ganzen Gesundheitsthematik oft um Wahrscheinlichkeiten und wenig um Garantien. Das bedeutet: wir können versuchen mit richtigem Verhalten die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen zu senken und mit anderem Verhalten erhöhen. „Überzufällig häufig“ heißt das dann.
Das macht den Umgang mit Gesundheit im Übrigen auch so schwierig: Kein Raucher hat die Garantie eine Folgeerkrankung vom Nikotin zu bekommen, sondern eben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit. Und Menschen, die nie geraucht haben, können Lungenkrebs bekommen. Einfacher zu verstehen wäre es natürlich, wenn wir Garantien hätten, und es gäbe ganz schlichte lineare Zusammenhänge.
Infektionskrankheiten sind noch mal komplexer. Natürlich würden wir alle gern mehr machen, als nur die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung zu senken; wir möchten die Garantie, dass eine Ansteckung vermeidbar ist.
In diesem verzweifelten Wunsch nach einer Garantie sehe ich eine beginnende Panik und zunehmende Hysterie. Und sorry, ich bleibe dabei: hysterische Menschen sind gefährlich: für sich und für andere.
Gerade, wenn es um Gesundheit geht, gerade, wenn Gefahr im Verzug ist, hilft Emotionalität uns nicht weiter, sondern nüchternes Handeln.
Habt’s fein, bleibt gesund.